Die Parzelle

“Da jede Modifizierung einer Grenze beliebiger Größenordnung das Ergebnis kultureller Einstellungen ist, lässt sie sich planen, hat kontrollierbare Konsequenzen und bewirkt Veränderungen. Eine Grenzänderung kann extreme Auswirkungen haben. Wo es an Sensibilität dafür fehlt, kann das Werk von Generationen zunichte gemacht werden. Der Begriff der Grenze bringt ein Handlungsfeld zum Vorschein, mit dem Entwürfe mit Hilfe abstrakter Linien ausgearbeitet werden, die sich in die Landschaft übertragen und neue Landschaften entstehen lassen. Gerade durch die Figur der Grenze wird dieses Weite Handlungsfeld der Vorstellung zugänglich. Wir sollten heute noch, durchlässige Grenzen in den Städten planen, die Grenzen noch unbesiedelter Räume festlegen und geschichtliche Grenzen in ihrer Bedeutung begreifen und bewahren.“
(aus: Leonardo Benevolo, Benno Albrecht : Grenzen – Topographie, Geschichte, Architektur, Campus Verlag, Frankfurt, 1994)

Die Parzelle stellt im architektonischen Sinne das kleinste ordnende Element unserer Städte dar. Sie ist das Netz das den Grund und Boden in der Stadt und auf dem Land bestimmt und seine Form definiert. Die Parzelle ist die vorerst unsichtbare Grenze auf der Oberfläche. Erst durch das errichten von Wänden wird sie im architektonischen Sinne wirksam und sichtbar.
So ist dieses Netz  bestimmend für die räumliche Wirkung der Stadt und Taktgeber unserer Straßen, Plätze und Häuser. Ebenso äußern sich diese Besitzverhältnisse auf dem Land, durch Wege, Mauern und Marken wird das Eigentum eines einzelnen Besitzer sichtbar und strukturierend für den landschaftlichen Raum und seine Erscheinung. Dort wo diese beiden Strukturen aufeinanderstoßen verwachsen die Strukturen von Parzellen miteinander und zeichnen das Bild der “Zwischenstadt“.
Doch wie haben sich diese Netze unserer Städte entwickelt? Wie wurden Parzellen in Ihrer Größe und Form bestimmt? Wie sind sie historisch gewachsen und welchen Kriterien unterliegen Sie heute?
Ziel dieser Untersuchung ist es Kriterien für die Parzellierung zu erforschen.: wie sind die Parzellen innerhalb einer Stadt bestimmt und welchen Merkmalen folgen sie?

Die Zeichnungen der Städte selbst sollen dabei keinen exakten historischen Abriss der Entwicklung von Parzellen darstellen, sondern eine Kartierung des Ist- Zustands sein. Dabei können aber auch Rückschlüsse auf die Transformation der Parzellen geschlossen werden. Bei einer näheren Betrachtung im Maßstab 1:1250 und 1:500 werden einzelne, exemplarische Beispiele von Quartieren der untersuchten Städte betrachtet. So kann eine typologische Untersuchung der Parzelle vorgenommen werden.